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Zwei Generationen in einer Klasse

Interview Ursula Stauffacher, bsd. Bern


Während in den Regelklassen die meisten Lernenden zwischen 15- und 20-jährig

sind, drücken in der Nachholbildung Menschen verschiedener Generationen

gemeinsam die Schulbank. Zwei von ihnen erzählen, wie sie den späten Schulbesuch erleben:


Frau A. (52): «Aus familiären Gründen konnte ich keine Lehre machen. Nun sind

meine Söhne selbstständig und ich kann das Verpasste nachholen. Zwar fällt mir

das Lernen schwerer als früher, aber wenn ich sehe, wie sich die Jugendlichen

verzetteln mit Schule, Ausgang, Liebeskummer oder sonstigem Stress, bin ich

froh, dass ich heute konzentriert und zielgerichtet lernen kann.»


Herr A. (23) ist fast eine Generation jünger als seine Klassenkollegin. Trotzdem

kann er das Gehörte bestätigen. Nach der obligatorischen Schulzeit hat er eine

drei-jährige Lehre begonnen. Aber er nahm die Ausbildung zu wenig ernst, was

letztlich zu einem Abbruch führte. On the job arbeitete er sich bis zum stellvertretenden Filialleiter hoch. Doch der formale Abschluss fehlt ihm. «Zum Glück glaubt mein Chef an mich und unterstützt mich», erzählt er. «Ich verzichte während der Nachholbildung auf viele private Aktivitäten, erachte dies aber als sinnvolle Investition in die Zukunft.»


Problematisch finden die beiden den Altersunterschied innerhalb der Klasse

nicht. «Wir haben alle das gleiche Ziel. Alle jonglieren mit ihrer Zeit, um Schule,

Arbeit, Haushalt und allenfalls Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen»,

erzählen sie. Feiern werden sie ihren Erfolg gemeinsam – ungeachtet der

Altersdifferenz.

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